Späte Lese lohnte sich: Weinqualität gut, Ertrag weniger
Mit 92 Öchslegrade beim Blauburgunder und 76 Öchslegrade beim Riesling-Sylvaner gehört der 2013er zu den guten Jahrgängen. Die Erntemenge beträgt 88 Prozent des langjährigen Mittels.
Von Reinhard Bachmann
Beim Eingang in der Turnhalle Döttingen wurden alle Versammlungsteilnehmer mit einem Glas Riesling-Sylvaner, gespendet von der Einwohnergemeinde Döttingen, herzlich empfangen, was zu lebhaften Gesprächen anregte. «Die späte Lese lohnte sich», betonte Peter Wehrli, Präsident des Branchenverbandes Aargauer Wein, bei der Begrüssung: «Die Weinqualität ist sehr gut. Erste Proben bestätigen, dass wir fruchtige, aromatische und süffige Jungweine im Keller haben, die höchsten Genuss versprechen.»
Peter Wehrli (links) und Felix Knecht danken der Referentin Chandra Kurt.
Witterung und Entwicklung der Reben
Im Jahr 2013 herrschten extreme Wettersituationen. Die Reben begannen erst Ende April, anfangs Mai auszutreiben. Da auch der Mai kühl und regnerisch war, wiesen die Reben einen Vegetationsrückstand von drei Wochen auf. Erst ab Anfang Juni wurde das Wetter etwas «wüchsiger». Die Reben erhielten einen immensen Wachstumsschub. Um Johanni (24. Juni) begannen die Reben endlich zu blühen. Frühe Lagen und Sorten gerieten dabei leider in eine Schlechtwetterperiode, was zum «Verrieseln» der Beeren führte. Die Trauben sind dadurch zwar lockerbeerig aber auch leichter. Anfang der Sommerferien begann eine zweimonatige Schönwetterperiode, so dass Ende August der Vegetationsrückstand nur noch eine Woche betrug. In den letzten Jahren wurden wir von der Witterung verwöhnt und durften immer früh Traubenlesen. Jetzt kann man wieder einmal von einem «normalen» Jahrgang sprechen.
Ernteresultate
Anfangs Oktober begann die Vorlese beim Riesling-Sylvaner. Ende Oktober war die Hauptlese beim Blauburgunde (Pinot noir). Am 11. November wurden in Döttingen die letzten Trauben gepflückt. Die Ernte des Blauburgunders beträgt 1 229 383 Kilogramm mit durchschnittlichen 92 Öchslegraden. Vom Riesling-Sylvaner (Müller-Thurgau) kamen 589 907 Kilogramm in die Keller, mit einem Durchschnitt von 76 Öchsle. Die Sorte Sauvignon blanc, die immer beliebter wird, nimmt von der Menge her den dritten Platz ein: 68 728 Kilogramm mit 86 Öchsle. Von den über 60 verschiedenen Rebsorten, die gepflegt werden, fallen mit grösseren Mengen ins Gewicht: Garanoir 47 874 Kilogramm, Chardonnay 37 211 Kilogramm und Pinot gris 37 166 Kilogramm. Die total geerntete Menge von 2,4 Millionen Kilogramm liegt 12 Prozent unter dem zehnjährigen Mittel und ergibt 20 800 Hektoliter Wein.
Weinprämierung «Aargauer Weingenuss»
Urs Gasser, Obmann der Weinprämierung «Aargauer Weingenuss», informierte, dass 35 Weinbaubetriebe an der Weinprämierung beteiligt sind. Die Diplomfeier findet am 2. Dezember in Aarau statt.
Das Buch «Winzer und Weine im Aargau» zeigt die ganze Vielfalt des Weinkantons
Stephan Thomas, Initiant und Autor des Buches «Winzer und Weine im Aargau» stellte die Neuerscheinung vor, die er zusammen mit dem Fotografen Hans-Peter Siffert realisiert hat. «Das Motto Aargauer Weine – Vielfalt, ist gut gewählt», betonte er, «diese Vielfalt von Menschen, Landschaft und Weinen faszinierte mich und so reifte die Idee, ein Buch über Winzer und Weine im Aargau zu verfassen. Es ist im AT Verlag erschienen und beschreibt wortgewandt und bildgewandt 46 Betriebe aus dem ganzen Kanton. Der Bildband beeindruckt auch mit seinen hervorragenden Aufnahmen von den Weinkellern und von den Rebbergen zu allen Jahreszeiten. Beginnend beim Austrieb im Frühjahr, im heissen Sommer, mit dem Farbwechsel des Herbstes und der Erntezeit.
Marcel Suter, Marketingleiter, erläuterte die Werbe-Schwerpunkte. Da im Aargau am 1. Mai (Donnerstag) gearbeitet wird, gilt zusätzlich das folgende Wochenende als Tag der offenen Weinkellertüren. Im Frühling 2014 ist eine Beilage überAargauer Wein in einer Auflage von hunderttausend Exemplaren in der «Aargauer Zeitung» geplant. Die Staatsweindegustation wird wiederum auf Schloss Liebegg durchgeführt.
Vizepräsident Michael Wetzel ehrt Rebbaukommissär Peter Rey für dreissigjähriges Wirken zum Wohle des Aargauer Weins.
Chandra Kurt, Weinautorin und –Konsulentin, begeistert
Als Chandra Kurt sprach, war es mäuschenstill in der Turnhalle. Sie ist als Weinberaterin und Buchautorin national und international tätig. Ihre Bücher und ihr Wirken wurden mehrfach ausgezeichnet. So erhielt sie auch den Schweizer Weinpreis die «Goldene Rebschere» Sie ist Verfasserin des «Weinsellers», dessen 15. Ausgabe bereits erschienen ist. Für sie sind Rebsorten ähnlich wie Musikinstrumente, die vielseitige Interpretationen ermöglichen. Sie empfahl, die junge Generation als andere Zielgruppe zu sehen. Die von ihr bevorzugten süsslicheren Weine müssen als solche aber klar deklariert sein. Regionales und «Landlust» sollen gepflegt und kommuniziert werden. Ferner einen Kundenkreis mit Facebook schaffen, den Alltag des Winzers bekannt machen, Events auf dem Betrieb oder im Dorf organisieren. Das wichtigste für Chandra Kurt ist, dass der Winzer sich treu bleibt und die eigene Identität behält. Der lange Applaus anschliessend war wohl verdient.
Peter Wehrli dankte allen für die Teilnahme an der Versammlung und speziell dem Rebberg Verein Döttingen mit Präsident Felix Knecht für die ausgezeichnete Organisation des Anlasses.
Meinrad Keller (rechts) schenkt den Apérowein ein.